Rund zwei Dutzend Bikeparks gibt es in Deutschland, Feinschmeckerware für Downhiller, Freerider, Extremfahrer. Trailparks für Anfänger und Fortgeschrittene führen da eher ein Schattendasein. Der Trailground Brilon ist einer der wenigen Vertreter, die genau diesen Weg gehen. Hier gibt es Flowtrails vom Feinsten, Hardtail- und familientauglich, mit hoher Geschwindigkeit gefahren trotzdem mit Anspruch versehen. Wir haben uns in diesem Trailparadies einmal umgesehen! |
Die Sonne lugt über den Wipfeln des Waldes hervor, als wir am Trailhead ankommen. Wir laden unsere Bikes von der Ladefläche unseres Pick-ups und warten auf Thomas. Er ist das Mastermind, Geschäftsführer von Bike Projects, Initiator, Planer, Streckenbauer des Trailgrounds. Kaum haben wir unsere Räder präpariert, kommt er um die Ecke gerollt.
„Der Auslöser war ein Orkan. Kyrill“, erzählt er uns. Kyrill fegte am 18./19. Januar 2007 über weite Teile Europas hinweg und hinterließ auch im Sauerland massive Schäden. Riesige Waldgebiete wurden innerhalb von Minuten verwüstet, Berghänge veränderten von einem auf den anderen Tag ihr komplettes Gesicht. Doch jede Krise birgt auch eine Chance in sich, und die versuchte Thomas Schlecking zu nutzen. „Seht euch um“, sagt er zu uns. Wir sind zu dritt, unterwegs in Sachen eMTB-Test. „Überall, wo ihr in Brilon auf Nichtwaldgebieten fahrt, war vor Kyrill Hochwald.“ Das Gute im Schlechten finden – das war Aufgabe im Sauerland nach dem verheerenden Sturm. Thomas ist seit jeher begeisterter Mountainbiker und in Brilon aufgewachsen. Und er hatte da seinen ganz eigenen Traum: einen Trailpark für jedermann. „Ich verfügte über einen Kontakt in die Stadt und habe damals dort angefragt, ob das nicht ein guter Ansatz für Mountainbiker sei, auch um Brilon touristisch aufzuwerten“, erzählt er uns. „Die Ursprungsidee nach dem Sturm galt allerdings für ein anderes Gebiet, nur hat da leider das Forstamt nicht mitgespielt.“ Erst scheint es so, als fände seine Idee kein Gehör. Nach einem Jahr meldet sich plötzlich das Forstamt bei ihm. „Sie meinten, dass die Rehe die ganzen Wiederaufforstungssätzlinge auffressen würden. Die Jäger würden zu wenig schießen, es wäre einfach zu viel Wild in dem Wald. Sie machten den Vorschlag, einen Trail im Wald zu bauen, damit das Wild aus dem Wald rausgeht!“ Rehe als Auslöser für einen Bikertrail? Das hören selbst wir zum ersten Mal. |
Wir stehen vor der Karte am Trailhead. Das Streckennetz umfasst im Wesentlichen drei Runden: die grüne/ leichte „Bilstein-Runde“ mit 7 Kilometern und 175 Höhenmetern, den blauen/ mittelschweren „Gipfel-Trail“ mit 10,8 Kilometern Länge und 315 Höhenmetern sowie die längste und anspruchsvollste Tour „Drei Berge“, mit immerhin 17,3 Kilometern und 505 Höhenmetern. Gut zu sehen ist, dass es zwischen Hängeberg, Bilstein und Plattenberg Schotterstraßen als Verbindungswege gibt.
„Insgesamt haben wir 8,5 Kilometer Trail gebaut, der Rest war vorhanden. Von der Größe ist es ein bisschen kleiner als unser Trailcenter, bei dem eine richtige Infrastruktur vorliegt, wie eine Station mit Shop und Verleih und so weiter“, erklärt Thomas weiter. „Der Trailground ist somit der kleine Bruder, der zumindest einen Trailhead hat, einen Parkplatz mit Karte und Infomaterial.“ Es sind nur wenige Meter, die wir bis zum Einstieg in den Trail rollen müssen. Links vorbei am Landgasthof Gruß schlängelt er sich in den Wald. Thomas hält an und erzählt: „Was man nicht sieht, ist der extreme Aufwand, den wir betreiben mussten, um diese Route zu trassieren. Ich habe mich mit der Machete durchs Gebüsch geschlagen, ohne Witz, du hast keine fünf Meter vorausgesehen. Hinter mir fuhr ein Bagger, aufgesetzt war ein Rodungsaufsatz. So haben wir erst einmal eine zwei Meter breite Trasse gerodet, danach erst hat der Bagger die Spur gezogen.“ |
„Welche Idee hattet ihr, als ihr den Trailground konzipiert habt?“, möchten wir von Thomas wissen.
„Der Trailground sollte ein Bikerspielplatz für jedermann sein, ganz bewusst einsteigertauglich und auch fürs Hardtail geeignet“, klärt er uns auf. „Er soll auch Leute ansprechen, die wenig Erfahrung auf dem Singletrail haben, und ihnen vermitteln, dass ein Singletrail nicht automatisch steil, ruppig und schwer ist, sondern auch einfach, flowig und spaßig sein kann. Deshalb gibt es auch die kurzen Runden, mit wenig Höhenmetern, sodass auch Eltern mit ihren Kindern in der Lage sind dort zu fahren. Wir wollten bewusst keine schwierigen Endurostrecken bauen mit riesigen Sprüngen. Es sollte für die ganze Familie geeignet sein, ein gewisses Können vorausgesetzt.“ Thomas hat noch einen Termin, und somit verabschiedet er sich von uns. „Langsam habe ich das Gefühl, dass so ein Ding wie der Trailground eine Signalwirkung hat. Ich habe einige Anfragen für weitere Trailparks quer durch Deutschland, es tut sich was!“, ruft er uns zum Abschied zu – und weg ist er. Wir setzen die Helme auf, ziehen die Handschuhe an und stürzen uns endlich ins Trailparadies. Natürlich haben wir uns für die längste Tour „Drei Berge“ entschieden, die sämtliche Strecken umfasst, um uns einen kompletten Überblick zu verschaffen. Ein leichter Aufstieg führt um den Hängeberg herum, der schnell zu einem kurvigen Downhilltrail wird. Über flowige Anlieger verlassen wir den Berg in Richtung Bilstein. Jede Menge Serpentinen markieren den Kyrill-Anstieg, vor uns ragt der Bilstein empor. Mit unseren eMTB müssen wir das perfekte Timing für die Kurven erst finden, ein Heidenspaß, in einer tollen Landschaft nach oben zu düsen. Wir nehmen den Gipfelanstieg, um oben auf der Aussichtsplattform ein 360-Grad-Panorama zu bestaunen. Das Bikerevier Willingen ist nicht weit entfernt, viele Biker bauen den Trailground in eine Tour ein, als Highlight und Aufwertung. |
Weiter geht es Richtung Plattenberg, über das längste Verbindungsstück. Wir machen eine Pause am Bikertreff, stilecht in einer Garage untergebracht, bevor wir in einen dunklen Wald abbiegen. Es folgt eine sehr kurvenreiche und spaßige Passage, griffiger Erdboden lässt uns durch die Kurven fliegen, hier befindet sich auch eine von Thomas‘ Lieblingsstrecken. Einige kleine Anlieger zur Abstützung sind hier gebaut, sie konservieren unseren Speed. Das Gefälle nimmt zu, wir werden noch schneller, bis wir wieder am Schotterweg landen. Es geht noch etwas weiter, rund um das „Schwarze Haupt“, einige brutal abgebrochene Baumstämme ragen in den Himmel, beeindruckende Zeugen von Kyrill.
Schon ein wenig ausgepowert, geht es zurück Richtung Bilstein. Hier erwartet uns ein echtes Trailfeuerwerk, die „Achterbahn“. Über drei Kilometer lang reichen Anlieger an Anlieger, gewürzt wird mit kleinen Sprüngen, die für Novizen leicht zu umfahren sind. Zwischenzeitlich geht es hoch, dann aber schnell wieder runter, echtes Bikepark-Feeling kommt auf. Absolut spaßig, keine Frage, diesen Teil fahren wir direkt noch einmal. Nach der zweiten Runde merken wir schon, was wir getan haben, rollen entspannt die letzten Meter zu unserem Auto und beenden die Tour. Es ist beeindruckend, was Thomas Schlecking mit einer Handvoll Mitarbeitern in nur drei Monaten in die Landschaft gesetzt hat. Der Trailground ist ein Spaßgarant allererster Güte, schnell gefahren, ist er auch für Geübte ein interessanter Spot. Bedauerlich, dass es nicht mehr solcher moderat und flowig gestalteten Trailparks gibt, eröffnen sie doch einer riesigen Zielgruppe die Möglichkeit, die Faszination Mountainbiken zu erleben. Erfreulich, dass wir auch morgen noch hier sind und den Trailground genießen können. Eine letzte Runde fahren wir heute aber noch, denn noch schickt die Sonne ihre wärmenden Strahlen über das sehenswerte Sauerland. |
Mehr Infos:
trailgroundbrilon.de
tourismus-brilon-olsberg.de
...und wer sich auch einen coolen Trailpark von Thomas bauen lassen möchte:
bike-projects.com
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Süverkrüp Automobile GmbH & Co. KG
Daimlerstraße 1
24109 Kiel
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