Der Stoneman-Trail gilt als eine der schönsten MTB-Rundstrecken der Alpen. Und als eine der härtesten: 120 Kilometer und 4.560 Höhenmeter durch die Berge sind hart, steinhart. Ihren Namen verdankt die Tour den vielen Steinmännern am Wegesrand, die zuverlässiger als jedes GPS funktionieren. Wir waren mit Robert Stauder, dem Vater dieses Abenteuertrails, in den Dolomiten unterwegs. Er schenkte uns Einblicke, Ausblicke und eine ganz besondere Form der Demut.
Der Stoneman-Trail gilt als eine der schönsten MTB-Rundstrecken der Alpen. Und als eine der härtesten: 120 Kilometer und 4.560 Höhenmeter durch die Berge sind hart, steinhart. Ihren Namen verdankt die Tour den vielen Steinmännern am Wegesrand, die zuverlässiger als jedes GPS funktionieren. Wir waren mit Robert Stauder, dem Vater dieses Abenteuertrails, in den Dolomiten unterwegs. Er schenkte uns Einblicke, Ausblicke und eine ganz besondere Form der Demut.
„Ist die ‚Demut-Passage‘ befahrbar?“, fragt ein Biker, der mit seiner Gruppe neben uns hält. Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber du kannst ja mal Roland fragen. Er steht dort drüben!“, antworte ich ihm. „Roland Stauder?“, fragt der Biker ungläubig und ein Strahlen erleuchtet sein Gesicht. „Ja!“, sage ich, „höchstpersönlich!“, während der Biker mir schon nicht mehr zuhört und unterwegs zum „Guru himself“ ist. „Das ist ja wirklich ein Zufall“, erklärt mir eine junge Frau, die mit zur Gruppe gehört. „Mein Vater ist totaler Fan von Roland. Ihn hier zu treffen … toll!“ Es ist nicht schwer, Fan von Roland Stauder zu sein. Er ist nicht nur ein ausgesprochen liebenswerter und netter Mensch, er hat außerdem auch noch den Stoneman erfunden. |
Wir sind von Sexten aus gestartet, der Caravan Park Sexten war uns ein erstklassiges Basislager. Über Innichen und weiter auf dem Drau-Radweg geht‘s nach nach Toblach. Satte 1.425 Höhenmeter schrauben sich die Serpentinen hoch zur ersten Kontrollstelle. Roland referiert ohne zusätzlichen Schnaufer locker seinen Werdegang. „Eigentlich bin ich über das Bergsteigen und Rennradfahren zum Biken gekommen. Rings um Sexten habe ich schon in meiner Schulzeit und später während meiner Ausbildung zum Tischler so gut wie alle Gipfel bestiegen. In den Ferien jobbte ich oft im Schwimmbad. Eine junge Bademeisterin kam damals täglich mit dem Rennrad von Niederdorf nach Sexten. Mit einem richtig coolen Rennanzug. Das hat mir mächtig imponiert und so bin ich eigentlich auch zum Radsport gekommen und später dann hängengeblieben.“
Oben am Markinkele spiegelt sich die gesamte Garde der Hochpustertaler Dolomiten in winzigen Bergseen. An der Kontrollstation stanzen wir unser Armband und legen einen ersten Energieriegel nach. Hier treffen wir auch auf die Gruppe Mountainbiker, für die es eine besondere Ehre ist, ihren Helden zu treffen. Die massive Kontrollstation auf dem Markinkele hat Roland alleine aufgestellt. Mit seinem alten Van hat er einen Betonkübel mit versenkter Eisenstange hochgefahren, mehrfach setzte das Fahrzeug unterwegs auf. Er vergrub den Kübel metertief und installierte mit der Entschlossenheit eines Bulldozers eine rund 70 Kilogramm schwere Stahlplatte darauf. |
Wir queren zur Hochrast und rauschen 1.495 Höhenmeter feine, steile Singletrails und breitere Pisten hinab zum Winnebach. Der zweite Streich führt ebenso steil wieder hoch zur Sillianer Hütte. Bei einer Monsterportion Spaghetti plaudert Roland über die Anfangsschwierigkeiten bei der Realisierung des Stonemans. „Die meisten standen dem Projekt von Anbeginn sehr aufgeschlossen gegenüber. Natürlich gibt es auch Skeptiker oder Leute, die einen gleich für verrückt erklären. Die Route führt ja durch viele Gemeinden und verläuft hier am Karnischen Höhenweg auch auf der österreichischen Seite. Wegerechte und Versicherung sind da immer ein heikles Thema. Zum Glück gewährte mir der Tourismusdirektor des Hochpustertals, Alfred Prenn, der selbst passionierter Biker ist, seine professionelle und enthusiastische Unterstützung.“ Wir klettern mit vollen Mägen zum 2.550 Meter hohen Hornischegg. Es folgt die Demutpassage. Ein stets auf Messers Schneide tänzelnder Singletrail mit überwältigendem Panorama. Wohl eine der schönsten Passagen der Alpen. Bei der Abfahrt von der Demut (2.592 Meter) fühlen wir uns plötzlich wie in Tibet. An einem besonders massiven Steinmann hat Roland unzählige Gebetsfahnen installiert. Lautstark flattern sie im Wind.
In Padola starten wir zum letzten großen Uphill über den Kreuzbergpass hoch zu den Rotwandwiesen. Es wird schon schattig. Zum Glück lassen sich die letzten 700 Höhenmeter einfache Forststraße auch mit der letzten Reserve abspulen. Die Rotwand macht ihrem Namen alle Ehre und erstrahlt bereits im Sonnenuntergang. Der finale Downhill zementiert bereits ein anhaltendes Dauergrinsen in meinem Gesicht. Wie hatte es Roland so trefflich bei unserem ersten Gespräch formuliert: „Der Stoneman soll einen spannenden Mix aus intensivem Naturerlebnis und dem Ausloten sportlicher Grenzen liefern. Biker sollen positive Emotionen und eine gute Portion Zufriedenheit mit nach Hause nehmen.“ Stimmt! Auch wenn meine Grenzen leicht überschritten wurden. Physisch bin ich ein Wrack. Meine Beine werden noch in ein paar Tagen schmerzen. Aber psychisch wallt gerade ein regenbogenfarbener Tsunami in mir hoch. Was für eine hammergeile (Tor)tour! Text: Norbert Eisele-Hein Bild: Jan Volbracht |